Von Silke Nierfeld | 03.05.2024 | Lesezeit ca. 6 Minuten

Vom Werden zum Sein

Der Mensch strebt danach, das Leben nach seinen gedanklichen Vorstellungen zu gestalten, doch das ist zu kurz gesprungen. Hinter dem Denken steht das Bewusstsein, dessen Funktion die geistige Aktivität ist. Hier liegt der Ansatzpunkt für Veränderungsprozesse, die über die Behandlung von Symptomen hinausgehen. Aber nicht die Weite des Bewusstseins oder die Erleuchtung des Geistes bestimmen den Sinn und die Qualität des Lebens. Entscheidend ist die Frage, wie man wird, wer man wirklich ist, denn das kann man sich nicht aussuchen.

Der Abgrund zwischen Existenz und Sein wird überbrückt

The Name of the Game

Entgegen der weit verbreiteten Überzeugung, der Verstand sei ein zuverlässiges Instrument, um die Welt zu erkennen und zu verstehen, ist er in Wahrheit ein Apparat, der die Wirklichkeit verzerrt und überlagert. Er formt das Bewusstsein des Menschen, das Filtersystem, durch das alle Informationen selektiert und modifiziert werden. Die Realität, die der Mensch wahrnimmt, ist ein Spiegelbild seiner inneren Überzeugungen.

Im Stadium der Identifikation mit den eigenen Gedanken – dem Normalzustand einer Persönlichkeit – erfährt der Mensch eine ständige Bestätigung seines Bewusstseins voller unbewusster Glaubenssätze, Ablehnungen und Ideale, die aus der Überzeugung des Getrenntseins (Dualität) – und nicht des Verbundenseins (Holismus) – stammen. Die Wirklichkeit beruht auf dem Resonanzprinzip, jede Schwingung findet ihre Entsprechung. Es ist ein hoffnungsloser und leidvoller Kampf gegen das Leben.

Die Menschen haben keine gemeinsamen Bezugspunkte. Jeder verwechselt seine Sicht der Dinge mit der Realität und ist von der Gültigkeit seines Wertesystems überzeugt – dabei sind Werte absolut. Die Verwirklichung des Absoluten setzt voraus, dass man die Illusionen des Verstandes und seine dualistische Funktionsweise durchschaut hat. Solange dies nicht der Fall ist, rechtfertigen Werte Ausgrenzung und Abwertung.

Die größten Probleme der Welt sind das Ergebnis des Unterschieds zwischen der Funktionsweise der Natur und der Denkweise der Menschen.

Gregory Bateson

Die Lösungen sind das Problem

Das Erfolgsnarrativ unserer Zeit ist eine Selbsttäuschung. Prestige, Karriere, Wohlstand und Macht bedeuten keineswegs ein glückliches, sorgenfreies und erfülltes Leben. Selbstwert oder Liebe durch Leistung und Besitz erwerben zu müssen und von der Bestätigung anderer abhängig zu sein, ist deprimierend. Es ist eine Sisyphusarbeit, ein Hamsterrad.

Der Wunsch nach Veränderung ist groß, aber Veränderungsstrategien scheitern zuverlässig, sowohl im persönlichen als auch im organisationalen Kontext. Das ist nicht verwunderlich, denn sie basieren auf der gleichen Logik, die die Probleme überhaupt erst hat entstehen lassen: der Machtlogik des Verstandes. Sie trennt die Dinge in Subjekt und Objekt, Gut und Böse, Ich und Nicht-Ich, während die Wirklichkeit ein untrennbarer, dynamischer Prozess ist.

Das Gesetz des Ausgleichs besagt, dass jede Kraft ihre Gegenkraft erzeugt. Die radikalen Parteien, die Demokratien in der ganzen Welt gefährden, sind Folge der gesellschaftlichen Polarisierung auf Erfolg, Macht und Bescheidwisserei. Das trennende Denken des Verstandes erzeugt die Probleme, die zu lösen es beabsichtigt, weil es nicht mit der Funktionsweise der Natur übereinstimmt.

Menschen sind bipolare Körper-Seele-Wesen, die Sehnsucht nach Sinn und Verbundenheit mit etwas Höherem ist immer vorhanden. Aber das Höhere ist absolut und der Verstand im Relativen verankert. Die Identifikation mit den eigenen Gedanken und Erfahrungen (Psyche) unterbindet den Seelenkontakt. Gehemmtes Seelenleben äußert sich in Stress, Krankheit, Krisen und Verzweiflung. Das kann man nicht ignorieren, die Seele geht nicht weg.

Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.

Albert Einstein

Wissen, Weisheit und Verstehen

Es ist hilfreich, die Unterschiede zwischen den Begriffen Wissen, Weisheit und Verstehen zu betrachten: Wissen bezieht sich auf Fakten. Es betrifft die materielle Seite des Entwicklungsgeschehens, die Form und Struktur der Dinge, die KI schon bald besser analysieren und steuern kann als der Mensch.

Weisheit bezieht sich auf die Entwicklung des Lebens innerhalb der Form; sie kann nur existieren, wenn es Gedankenfreiheit gibt. Da sie sich nur auf das Wesentliche – und nicht auf die Dinge selbst – bezieht, ist sie ein intuitives Erfassen der Wahrheit, unabhängig von verstandesmäßigen Urteilen. Die Zusammenhänge überschreiten Raum und Zeit und können mit mentalen Denkstrukturen nicht erfasst werden, denn diese sind immer relativ. Es braucht die Befreiung von allen Konditionierungen des Denkens – das geistige Bewusstsein oder Second-Tier Denken.

Wissen ist analytisch und zerlegend, es objektiviert. Weisheit ist synthetisch und integrierend, sie subjektiviert und harmonisiert. Wissen trennt und unterscheidet, während Weisheit verbindet und vereint.

Verstehen ist die kohärente Integration von Wissen und Weisheit, die es ermöglicht, die Welt auf einer tieferen Ebene zu erfassen. Dort gibt es keine Trennung zwischen Innen- und Außenwelt, dem Begrenzten und dem Unbegrenzten, Ich und Nicht-Ich. Alles ist Schwingung, Energie und Information.

Das Verstehen des Lebens erfordert Wissen und Weisheit

Was muss sich ändern?

Zynisch formuliert bedeutet die rationale Zielerreichungslogik, mit schlechten Zeiten gute erreichen zu wollen. Das würde Sinn ergeben, wenn man Glück skalieren könnte. Kann man aber nicht. Es gibt nur jeden einzelnen Moment. Nichts lässt sich nachholen, nichts wiedergutmachen und niemand weiß, wie viel Zeit ihm noch bleibt. Der Weg ist das Ziel, ist nicht nur eine Glückskeks-Weisheit.

Alle Wirklichkeit ist subjektive Erscheinung. Was dem einen wohltut, ist dem anderen ein Gräuel. Objektive Maßstäbe sind nur Perspektiven auf die Formwelt, sie wissen nichts von der Lebendigkeit in ihr, die das Wesentliche ist. Das Wesentliche ist der objektivierenden Denkweise des Intellekts nicht zugänglich, und darin liegt die Krux.

Objektivierendes Denken trennt die Menschen von der geistigen Ursprungsebene – und macht sie zu Einzelkämpfern. Sie sehen die Ursachen von Problemen und Konflikten in der Außenwelt, und versuchen sie dort zu lösen. Das kann aber nicht funktionieren, denn die Außenwelt ist nur ein Spiegel des eigenen Bewusstseins. Der Teufelskreis aus Hoffnungen, Projektionen und Enttäuschungen dreht sich solange, bis sich Menschen auf den Weg der Selbsterkenntnis machen, den C. G. Jung Individuation nannte.

Die Bewusstwerdung der eigenen Seele ist der Weg zum Verständnis der Wirklichkeit – und zum Lebenssinn. Die Seele ist der Wahrheitssucher, der die Verblendungen der astralen und die Illusionen der mentalen Ebene durchschaut und Unterscheidungsklarheit zwischen Ursachenwelt und ihrem Abbild hat. Wer sich seiner Seele bewusst ist, erkennt das geistige Primat und entwickelt eine ganzheitliche Haltung, die keine andere Möglichkeit zulässt, als immer im Sinne des Ganzen zu denken und zu handeln – und das ist der Game-Changer. Ohne Selbstsucht gibt es keinen Kampf ums Dasein.

Die Seele ist kein Ding, sondern das Sein in der Welt. Diese Seele ist kein endgültiger Zustand, sondern ein Werden, Entfaltung, Entwicklung.

Erwin Ringel

Das Wesentliche

Das wahre Wesen des Menschen ist von ganz anderer Art als die bedürftige menschliche Natur. Das seelische Wesen bildet sich um den individuellen Ausdruck des Göttlichen (im Sinne der Schöpferkraft) in jedem Lebewesen, die Seele. Sie besteht aus Licht und Liebe, ist frei von Angst und Mängeln, hat einen unbeirrbaren moralischen Kompass und kann durch nichts beschädigt werden. Weil dieses Wesen mit einem tieferen Bewusstsein vorhanden ist, kann sich der Mensch von seiner egoistischen Natur befreien.

Die Seele komponiert und dirigiert das Leben, deshalb bestimmt das Zusammenspiel zwischen der seelischen Eigenart und ihrer Verwirklichung durch die Persönlichkeit die Lebensqualität. Solange man sich seiner Seele nicht bewusst ist, findet die Kommunikation über das Wohlbefinden statt; das seelische Wesen steht hinter der Physis, dem Vital und dem Mental und stützt sie.

Wenn man nicht in der Wahrheit seiner Seele ist, entsteht Unbehagen; das geschieht auch durch selbstabwertende Gedanken. Weicht die Lebensweise zu sehr von dem ab, was sich die Seele für dieses Leben vorgenommen hat, erzeugt sie Krisen, damit die individuelle Lebensaufgabe noch erfüllt werden kann. Sich seiner Seele bewusst zu sein – und von ihr geführt zu werden – ist die tiefste Freude, die man sich vorstellen kann.

Das seelische Wesen ist im Unbegrenzten und Unbestimmten zu Hause. Es braucht keine materielle Sicherheit, keine Zukunftsplanung, keinen Erfolg. Es will reifen, wachsen und seine Bestimmung erfüllen; dafür benötigt es bestimmte Erfahrungen, die seine Tugenden fördern, denn diese erhöhen die Schwingung für seinen Aufstieg.Alles Leiden entsteht durch den Widerstand, den Menschen diesen Erfahrungen entgegenbringen.

Es gibt 7 Ebenen der Wirklichkeit mit unterschiedlichen energetischen Qualitäten

Menschen sind nicht ihre Körper, Gefühle, Gedanken, Erfahrungen. Sie sind das innere Licht, die unbegrenzte Seele, die diese Erfahrungen machen will.

Zu erkennen, dass es eine weitere Dimension gibt, die einen ausmacht, dass man mehr ist als das Drama, das man erlebt, ändert alles. Es bewirkt eine neue Qualität des Verstehens und Fühlens, eine buddhische Gelassenheit, die von mentalen und emotionalen Konditionierungen befreit.

Den Sinn erhält das Leben einzig durch die Liebe. Das heißt: Je mehr wir zu lieben und uns hinzugeben fähig sind, desto sinnvoller wird unser Leben.

Hermann Hesse

Changing the Game

Die wichtigste Kompetenz für ein erfüllendes Leben ist die Fähigkeit zwischen Wirklichkeit und Gedanken zu unterscheiden. Das Wirkliche ist absolut und bedingungslos, die Gedanken sind relativ und konditioniert. Die Seele ist frei von Konditionierungen, deshalb ist sie das Denkorgan der geistigen Ursachenebene, des schöpferischen Second-Tier Denkens.

Das Wesentliche drückt sich in Lebendigkeit aus. Diese Lebendigkeit zu fokussieren und dem ewigen Wandel des Lebens zu folgen, ist die smarteste Form der Effizienz. Holistisches Denken ist ein Brücke zwischen Verstand und geistiger Wirklichkeit, die sich an energetischen Prinzipien ausrichtet. Sie bringt Menschen in Einklang mit der Natur, woraus die Mühelosigkeit resultiert, die die Chinesen Wu-Wei nennen.

Alle Impulse, die aus der Seele kommen, sind auf das rechte Bewusstsein, bedingungslose Liebe und aufrichtiges Selbst-Geben ausgerichtet. Die Leichtigkeit des Seins hat nichts mit Work-Life-Balance zu tun, sondern damit, ob die Handlungen aus der Seele oder der Persönlichkeit stammen. Je mehr seelenbewusste Menschen es auf der Welt gibt, desto mehr Friedensstifter haben wir, denn nur das Ego kämpft, die Seele wandelt das Niedere in das Höhere.

In einer Gesellschaft, die im Einklang mit den Naturgesetzen steht, sollte jeder Mensch die Möglichkeit haben, sein wahres Selbst zu entfalten, und das zu tun, was ihm entspricht. Man kann Dinge nur dann gut machen, wenn man sie auf seine eigene Art und Weise und in seinem eigenen Rhythmus (Mojo) tut. Die Methoden, Best Practices, Tricks und Hacks sind nur Mind-Games, ihnen fehlt jedes Verständnis für die Tiefe und Subjektivität der Wirklichkeit.

Wu-Wei ist die Kunst, im entspannten Zustand des Seins zu handeln. Es ist die Fähigkeit, das Richtige zum richtigen Zeitpunkt zu tun, ohne übertriebene Anstrengung oder Kontrolle.

Alan Watts

Wie sieht das in der Praxis aus?

Unser Ansatz umfasst alle Themen, mit denen Menschen und Organisationen zu tun haben, weil alles Energie ist. Die konsequente Ausrichtung auf das Wohl des Ganzen wird mit maximaler Unterstützung des Einzelnen kombiniert, ohne das mit Extrawürsten zu verwechseln. Es geht darum, die Umstände zu schaffen, in denen jeder sein Bestes geben kann.

Der äußere Bereich betrifft die Harmonie von Organisation und ihrer Umwelt. Unternehmen, die bei der Ortswahl und Ausstattung ihres Firmensitzes energetische Aspekte berücksichtigen, haben eine ganz andere Basis für ihren Geschäftserfolg.

Die Harmonie innerhalb der Organisation drückt sich im Inter-Subjektiven aus, der Atmosphäre und Kultur. Wir sorgen dafür, dass die Stressbelastung gering ist und Menschen sich an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen. Das klingt trivial, ist aber im New-Work-Hype völlig untergegangen. Coole Lofts haben nichts mit Vitalenergie und subjektiven Bedürfnissen zu tun. In vielen Fällen hat die Lärmbelastung in Großraumbüros die Arbeitsleistung verschlechtert.

Vision, Strategie, Strukturen und Prozesse müssen als interaktive, dynamische Prozesse verstanden werden, die einem fortlaufenden Wandel unterliegen. Die Vorstellung, dass langfristige und präzise Planunung hilfreich ist, ist einer der Gründe für die Unfähigkeit, mit Komplexität umzugehen. Wandlungsfähigkeit zu entwickeln ist die Lösung für die VUCA-Welt.

Harmonie in der Zusammenarbeit entsteht, indem man die Debatten um Meinungen und Standpunkte unterlässt und nach dem Verständnis des dahinterstehenden Prinzips strebt, in dem Gegensätze zusammenkommen. Das Geistige ist widerspruchsfrei, nur das Denken schafft Konflikte. Der Bohm´sche Dialog ist ein wirksames Tool für kooperative Zusammenarbeit.

Auch die Konflikte innerhalb einer Persönlichkeit basieren ausschließlich auf Überzeugungen. Die Frage lautet nicht, wie man das Problem löst, sondern wie man es konstruiert. Transformation geschieht durch die Erkenntnis der begrenzenden Denkmuster, sie lösen sich auf. Wir unterstützen Menschen mit unseren Transformations Coachings ihre Muster zu erkennen und die subtile Sprache ihrer Seele zu erlernen.

Fazit Changing the Game

Die größten Probleme unserer Zeit beruhen auf der dualistischen Denklogik des Verstandes. Dieser spiegelt jedoch nur seine eigene Funktionsweise und nicht die Wirklichkeit. Ganzwerden, die Entfaltung des wahren Selbst und die Anpassung der Lebensumstände an die Ziele der Seele sind die Strategien, die dem Leben Tiefe und Fülle verleihen.

Der Verstand ist durch ein kaskadierendes Abwehrsystem geschützt, deshalb scheitern Veränderungsprozesse mit rationalen Logiken zuverlässig. Unser holistisches Change Management macht die Seelenebene bewusst und transformiert den Alltag von Menschen und Organisationen. Mit der gruppenbewussten Seele wandelt sich die Kultur, wird Arbeit zum Selbstausdruck und das Leben findet eine neue Qualität von Sinnhaftigkeit und Lebensfreude.